Sunday, October 21, 2012

-# Achill in Vietnam. Kampftrauma und Persönlichkeitsverlust






Produktinformation

  • Amazon-Verkaufsrang: #685375 in Bücher
  • Veröffentlicht am: 1998-04-13
  • Einband: Gebundene Ausgabe
  • 320 Seiten

Produktbeschreibung

In diesem bemerkenswerten Buch untersucht der amerikanische PsychiaterJonathan Shay die seelischen Verwüstungen, die der moderne Krieg im Menschenanrichtet, indem er die Aussagen seiner Patienten mit denen in Homers Iliasvergleicht. Seine Patienten sind ehemalige Vietnamkämpfer, die an schwerenposttraumatischen Störungen leiden; die Ilias beschreibt, wie der KriegerAchill aus Trauer über den Tod seines Freundes Patroklos zum Berserkernormalen Verhältnissenrecht istrecht istSchwerepsychische Schäden haben ihren Ursprung in der Zerstörung des Vertrauens,und sie führen zur Zerstörung der Fähigkeit zu vertrauen, schreibt Shay.Die weiteren Folgen zwanghafte Wiederholung des traumatisierenden Erlebnissesim Schlaf- und Wachzustand; stark herabgesetzte psychische Belastbarkeit;Verlust jeden Interesses an der Welt schlechthin. Jonathan Shays kluges,einfühlsames Buch zeigt, daß Krieg eine fortdauernde individuelle Pathologiesein kann; es zeigt, daß die dabei durchlaufene psychische Transformationuniversell ist, den klassischen Krieger mit dem moderne ...

Kundenrezensionen

Hilfreichste Kundenrezensionen

10 von 11 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
5Jedem Kriegsbefürworter geben...
Von Ein Kunde
...denn wenn man mal nachgelesen hat, welche schweren psychischen Schäden (von den physischen ganz zu schweigen) ein Krieg verursacht und im Besonderen der Vietnamkrieg hinterlassen hat, dann sollte sogar dem militantesten Zeitgenossen ein Licht aufgehen! J. Shay recherchierte bei Vietnam-Veteranen Verhalten und "Alltag" nach dem Krieg, den es für die Heimkehrer in der gewohnten Form nie wieder gegeben hat. Er offenbart dem Leser, was Menschen in Extremsituationen anderen Menschen antun - Dinge, die sie selbst niemals verarbeiten können und somit "lebensunfähig" werden. Das Buch ist bedrückend, die Berichte von Vietnam-Veteranen muß man mehrmals lesen, da sie so unwirklich erscheinen und doch wahr sind. Wer geschichtliche Aufarbeitung sucht, wird enttäuscht - seelische Schmerzen und PTSD werden von keiner politischen Entscheidung hervorgerufen, sondern von der Unmenschlichkeit eines Krieges. Das Buch hat einen angenehmen wertfreien Charakter und ist ohne Patriotismus der U.S.A. gegenüber geschrieben. Wer sich für solch' schwere Kost interessiert, sollte auf jeden Fall dieses Buch lesen.

3 von 3 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
5Warum töten Spass macht
Von Dr. Karl Fallend
Jonathan Shay hat einen unmöglichen Beruf. Er arbeitet als Psychiater in der Ambulanz des Department of Veterans Affairs bei Boston und hat dabei ständig mit ehemaligen Soldaten zu tun, die vor ca. 30 Jahren an einem wahnwitzigen Krieg teilgenommen hatten. Noch heute sind Shays Patienten nicht in der Lage ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Das Ausmaß der psychischen Beschädigung durch diesen Krieg ist kaum abzuschätzen, wenn man erfährt, daß über 3 100 000 amerikanische Soldaten in Vietnam dienten und davon mehr als 770 000 an Kampfeinsätzen beteiligt waren. Noch Ende der 80er Jahre berichteten mehr als 40% der Kampfveteranen, daß sie im vergangenen Jahr drei mal oder häufiger Gewalttaten verübt hatten. Für sie war nach Kriegsschluß der Krieg nicht zu Ende.Eindrücklich beschreibt Shay wie die psychische Deformation durch den Krieg nicht mehr verlassen werden konnte. In ständiger Alarmbereitschaft, in "Überwachheit" wird dem Alltag begegnet; die Herrschaft über das Gedächtnis ging verloren - Situationen des Terrors, der Wut, der Trauer werden nicht erinnert, sondern die entsprechenden Gefühle wiedererlebt. Dieser kontinuierliche psychische Kriegszustand verunmöglicht ein Denken in Kategorien der Zukunft. Was bleibt, ist ein rastloses Verweilen in endloser Gegenwart. Im Vorwort dieses Buches formuliert Jan Philipp Reemtsma die sozialpsychologische Dimension - "daß Krieg eine fortdauernde individuelle Pathologie sein kann - nicht zuletzt darum ist Krieg ein Gesellschaftszustand und die Nachkriegsgesellschaft keine in Frieden."Jonathan Shay's Erfahrungen mit Vietnam-Veteranen erschüttern und verstören. Selbstredend schreibt er gegen Kriegsverherrlichung und Heldenmythos. Trotzdem kann die Empathie des Lesers leicht ins Stocken geraten. Shay's Klientel sind 'des Nachbarn Söhne', die zu Mördern, zu Massenmördern mutierten, denen, als dekoriert gestempelte Versager, die Aufmerksamkeit versagt blieb. Keine Perversen, keine Sadisten oder Wahnsinnige, sondern extrem Angepaßte an einen Krieg, der manche in der Kulmination zum Berserker werden ließ. Die Verwandlung des einfachen Soldaten in den Berserker, das ist Shay's Fragestellung, wobei er dem Leser den Zugang auf ungewöhnliche Weise eröffnet. In Homers 'Ilias' findet Shay die passende psychologische Vergleichsstudie. Homer, als der scharfe Beobachter der Psyche des Soldaten, Troja, der Krieg der Kriege, Achill, das "Urbild eines Berserkers", der völlig seine Selbstbeherrschung verliert. Nach Shay ist Achills Geschichte auch die vieler Vietnam-Veteranen, die prototypisch mit einer moralischen Erschütterung beginnt, mit dem "Verrat an 'dem, was recht ist'". Achill wird um seinen Preis der Ehre betrogen. Sein Zorn läßt ihn verweigern und nur den engsten Kameraden gilt noch sein Interesse; schließlich nur noch einem. Als sein brüderlicher Freund Patroklos an seiner statt im Kampfe umkommt, befallen ihn unermeßliche Trauer, Schuldgefühle und Selbstmordgedanken. Moralische Hemmungen lösen sich und es bleibt nur blinde individuelle Rache. Zorn und Empörung aus tiefempfundenem Leid stehen am Anfang des Weges zur Berserkerwut.'Fragging' hieß im Jargon der Vietnamsoldaten der Mord an einem militärischen Vorgesetzten. 1013 solcher Morde und Mordversuche wurden dokumentiert. Oberst David Hackworth schätzt, daß 15-20% der amerikanischen Gefallenen durch das Feuer der eigenen Kameraden ums Leben kamen. Immer wieder fordern die Vietnam-Veteranen ihre Therapeuten auf: "Hört zu! Hört einfach zu!" Jonathan Shay hat es getan und ein bemerkenswertes Buch geschrieben.(Karl Fallend)

2 von 2 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
5Was der Krieg mit Soldaten macht
Von H. P. Roentgen
Der Psychiater Shay hat viele Vietnamveteranen behandelt und seine Erfahrungen in dem Buch "Achill in Vietnam" niedergeschrieben. Es handelt davon, was der Krieg mit Soldaten macht.

Eine dreiviertel Million Veteranen mit Kampferfahrung gibt es, eine Viertelmillion leidet unter dem posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD). Sie bringen sich öfters um, sind häufiger Alkoholiker, kommen öfters in Gefängnis als ihre Altersgenossen ohne Kampferfahrungen.

Jonathan Shay vertritt die Ansicht, dass die Traumata von Frontsoldaten nur zu heilen seien, wenn man darüber in einer Gemeinschaft kommuniziert. "Bevor wir also analysieren, bevor wir klassifizieren, bevor wir nachdenken, bevor wir versuchen, irgendetwas zu tun - sollten wir zuhören. 'Hören Sie einfach zu', sagen die Veteranen."

Und Shay lässt die Veteranen in seinem Buch zu Wort kommen. Er läßt auch Homer mit seiner Ilias zu Wort kommen, denn ihn verblüfft, wie ähnlich manche Erfahrung der Veteranen mit denen der Ilias sind. In beiden Fällen spielt die Vorstellung davon, "was recht ist", und die Verletzung dessen durch die Heerführung eine große Rolle. In der Ilias weigert sich Agamemnon, eine Priesterin des Apollon freizugeben und bringt dadurch eine verheerende Seuche über das griechische Heer. Die Seuche endet erst, nachdem Achill moralischen Druck auf Agamemnon ausübt, die Gefangene zurückzugeben. Agamemnon faßt dies als persönlichen Angriff von seitens Achills auf und greift nach der Siegesbeute des Achills, der Gefangenen Briseis, die Achill von den Kämpfern wegen seiner Leistungen im Kampf zugesprochen wurde.

Der Soldat interessiert sich nur noch für die kleine Gruppe seiner unmittelbaren Kameraden. Achill tut das, was heute Fahnenfluch heißen würde, einem Befehlshaber eines unabhängigen Kontingents aber bis ins Mittelalter zugestanden wurde: Er beteiligt sich nicht mehr an den Kämpfen und die anderen Griechen sind ihm scheißegal. Aber er leiht seinem Freund Patroklos die Rüstung.

Der wird von Hektor in der Rüstung erschlagen und Achill quält sich mit Selbstvorwürfen. "Wenn man gemeinsam in einem Panzer steckt, dann ist das eine Nähe, wie man sie noch nie zuvor erlebt hat. Da ist der andere einem näher als Mutter und Vater, näher als Bruder oder Schwester oder wer auch immer in der Familie einem am nächsten gestanden haben mag. [...] Es hätte mich treffen sollen. Ich bin zuerst heruntergesprungen. Es hat mich nicht in die Luft gejagt. Dieselbe Stelle. Dieselbe Stelle. [...] Und dann sprang er, ja, er sprang... ah-WHUH ... er sprang auf eine Mine. Und da blieb nichts von ihm übrig."

Vor dem Tod seines Freundes Patroklos schildert die Ilias Achill als Krieger, der Achtung vor seinen Gegnern hatte, sie nicht verstümmelte, ihnen oft die Gelegenheit gab, dass sie von den Troianern freigekauft wurden. Nach dem Tod seines Freundes ist alles anders. Er wird zum Berseker.

Ähnliches erleben Soldaten, die einen Freund verlieren. "Sie nahmen [...] mir meinen Lebensinhalt. Irgendjemand mußte dafür zahlen. Und er mußte an mich zahlen, weil es um mein Leben ging. So sah ich die Dinge. Ich konnte nicht genug bekommen. Ich konnte meine Hände zehnmal um die Hälse der Gelben legen und zudrücken und es war noch nicht genug für mich. Ich habe dies mit in die Heimat genommen. Ich verlor all meine Freunde, verprügelte meine Schwester, griff meinen Vater an. Ja, ich ging einfach auf jeden und auf alles los."

Hat ein Soldat das Stadium des Berserkers erreicht, ist ihm alles egal. Er ist für immer verändert und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit große Schwierigkeiten haben, sich wieder ins zivile Leben einzufügen.

Ich kenne kein anderes Buch, das so sehr den Erfahrungen Raum gibt und den Leser das Unfaßliche verstehen läßt: Warum so viele Kriegsgräuel geschehen und wie es dazu kommt. Man versteht, wie sich im Krieg der Charakter der Soldaten verändert und warum. "Ich hoffe, daß es nicht länger als unauflösbarer Widerspruch erscheint, wenn man den Krieg haßt, aber den Soldaten ehrt."

(C) Hans Peter Roentgen

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-# Achill in Vietnam. Kampftrauma und Persönlichkeitsverlust Reviewed by Lek on Sunday, October 21, 2012 Rating: 4.5

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