Produktinformation
- Veröffentlicht am: 1937
- Einband: Gebundene Ausgabe
Produktbeschreibung
Literatur Ln. mit Rückengoldprägung u. goldgeprägt. Monogramm auf Voderdeckel. 177 S.
Kundenrezensionen
Hilfreichste Kundenrezensionen
37 von 37 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Ein ganz großer Schelmenroman
Von Rappel
Leicht ist "Felix Krull" nicht nur dem Gewicht nach im Vergleich zu anderen Thomas Mann Büchern. Auch inhaltlich ist die Geschichte weitaus weniger sperrig als beispielsweise Manns Dr Faustus oder der Zauberberg. Das muss auch so sein, denn der Protagonist des Romans, Felix Krull, führt ein leichtes Leben. Nicht von Natur aus. Seine Familie verarmt, das verwöhnte und von Dienern umgebene Bürgerssöhnchen muss plötzlich selbst Liftboy und Kellner werden - man könnte meinen, es handle sich um einen Stoff für eine Tragödie. Weit gefehlt! Felix Krull ist ein Schelm vergleichbar mit Simplicissimus, Don Quichote oder demTaugenichts. Sein Optimismus, seine Selbstüberzeugung und seine lebensbejaende Haltung sind nicht zu brechen. Der Roman ist ein Buch, bei dessen Lesen man sich immer wieder an der eigenen Nase nimmt. Natürlich will man nicht steheln und betrügen wie Krull, aber ein wenig von seiner optimistischen und immer mit dem Blick nach vorne gerichteten Lebenseinstellung zu borgen, könnte wohl kaum jemandem schaden. Das Leben ist ein Spiel, in dem man gewinnt und verliert. Schön, dass Thomas Mann sich am Ende seines Lebens zu einer solchen Aussage durchringen konnte. Die Sprache Thomas Manns lässt nichts zu wünschen übrig. Möchten Deutschschüler Stil lernen, so sollten sie Thomas Mann "lernen". Kompliziert sind manche Sätze schon, durch die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Inhalts wird das aber selbst für Leute, die nicht so gerne konstruierte Sätze lesen, mehr als kompensiert. Einfach lesenswert! Bloß noch eins: Wer nicht schon im Vorhinein weiß, dass dieser Roman durch Thomas Manns Tod unterbrochen wurde und daher nicht vollendet ist, wird am Ende eine bittere Enttäuschung erleben. Zu sehr ist man plötzlich mitten aus dem Leben des Helden gerissen. Aber so ist das Schicksal nunmal. Und immerhin lässt das die Chance, selber weiterzuträumen. Taugenichtse und andere Schelme tun das nämlich!
15 von 15 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Die Mannsche Essenz
Von Ein Kunde
Kaum ein Roman zuvor hat mich so beeindruckt, wie Felix Krull es tat. Dagegen wirken sich die Buddenbrocks wie ein Schuljungenstreich aus ( natürlich sei angemerkt das dazwischen ca. 50 Jahre Lebenserfahrung liegen). Ein brillianter Plot führt uns von den Kindertage Krulls im Rheinland in die schon damals sündige Großstadt Frankfurt mit all ihrem käuflich zu erstehenden Luxus ( körperl. Liebe eingeschlossen). In diesem gesellschaftl. Mikrokosmos lernt der mittellose Felix die Freuden der Oberschicht durch nächtelange Beobachtung verstehen. Durch Beziehungen gerät er an eine Liftboy/Kellner-Anstellung in einem exaltierten Pariser Hotel, in dem er schliesslich die Bekanntschaft mit Louis, einem Luxemburgischen Markgrafen macht, der aus Liebespein einen Identitätswechsel vorschlägt... Der Roman lebt vom handlungsreichen Plot und den erfrischenden in Mannscher Manier gehaltenen Monologen zu Liebe, Seinslehre, Künstlertum und dem Leben an sich. Etwas sauer stösst anfänglich die grenzenlose Selbsterhöhung des Helden auf, die jedoch im Laufe des Textes immer deutlicher als ironische Überzeichnung den (selbstverliebten) Leser zum Überdenken einlädt. Ein hochaktuelles Thema in unserer heutigen Ego-Welt. Neben "Lotte in Weimar" sein bestes Werk.
6 von 6 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Felix Krull, ein Anarchist?
Von Michael Dienstbier
Felix Krull ist ein Dieb, ein Betrüger, ein Frauenheld und, am weitaus wichtigsten, ein Meister der Sprache. Seine schier unglaublichen Eloquenz, mit der er uns von seinen Erlebnissen berichtet, bewirkt, dass wir als Leser dazu geneigt sind, selbst moralisch fragwürdige Aktionen des Protagonisten gutzuheißen. Dies liegt vielleicht aber auch daran, dass wir gerne selber ein bisschen so wären wie der gute Felix, der es mit seiner Dreistigkeit ja ziemlich weit zu bringen scheint.
Dennoch, bei aller stillen Bewunderung für den Hochstapler bleibt der Eindruck haften, dass seine gesamte Erzählung in einem höchst ironisch bis sarkastischem Ton gehalten ist. Ständig beschwört er, dass er die bestehende Gesellschaftsordnung mit ihrer "gottgewollten Ungleichheit" bewundert und liebend gern ein Teil von dieser wäre. Genau dies scheint er auch zu schaffen, doch nur mit Mitteln, die von dieser Gesellschaft verachtet werden. Wie ist Felix also zu interpretieren? Unter Umständen wirklich als sehr konservativer Mensch, der alles tut, um sich in die Gesellschaft zu integrieren und um in ihr aufzusteigen, oder als Anarchist, der die Verlogenheit des Systems aufzeigt, indem gerade er, der gegen alle Regeln verstößt, geradezu zu einem Intimus des portugiesischen Königs werden kann?
Was bleibt, von solchen Fragen einmal abgesehen, ist ein irre witziges und äußerst kurzweiliges zu lesendes Buch. Leider verstab Mann bevor er der Memoiren zweiter Teil verfassen konnte, so dass der weitere Verlauf des Lebens Krulls, der im ersten Teil vielfach angedeutet wurde (Gefängnisaufenthalt, zum Beispiel), von der Fantasie des Lesers abhängig ist.
All 62 Kundenrezensionen anzeigen ...This Page is a participant in the Amazon Services LLC Associates Program, an affiliate advertising program designed to provide a means for sites to earn advertising fees by advertising and linking to Amazon.de
CERTAIN CONTENT THAT APPEARS ON THIS SITE COMES FROM AMAZON SERVICES LLC. THIS CONTENT IS PROVIDED "AS IS" AND IS SUBJECT TO CHANGE OR REMOVAL AT ANY TIME.
0 comments:
Post a Comment