Produktinformation
- Amazon-Verkaufsrang: #113376 in Bücher
- Veröffentlicht am: 2009-10-06
- Einband: Gebundene Ausgabe
- 520 Seiten
Kundenrezensionen
Hilfreichste Kundenrezensionen
104 von 117 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Enttäuschend!!!
Von Jürgen Steudtner
So sehr eine Wiederbelebung des Lebenswerkes von Johann Friedrich Naumann zu wünschen und zu würdigen ist, so sehr muss dieses Buch den Naumann-Kenner doch enttäuschen, wenn nicht gar verärgern.Symptomatisch für den Stil des Herausgebers ist schon der Beginn des Vorwortes, in dem Conradi die Frage aufwirft, wo denn die Original-Quelle eines angeblich oft zitierten Lobes von Johann Wolfgang v. Goethe bzgl. Naumann zu finden sei. Nun wäre es im Sinne eines gelungenen Spannungsbogens, wenn uns der Autor am Ende seiner Einleitung darüber auch aufklären würde. Doch die Lösung bleibt im Dunkeln - wie so vieles in diesem Buch.Der Verlag selbst rühmt sich damit, einen ''bibliophilen Prachtband'' bzw. ein ''Werk der Wunder'' herausgegeben zu haben.Der Band erscheint beim ersten Betrachten erfreulich: ein dekorativ gestalteter Leinenband mit solider Fadenheftung, säurefreiem Papier, ordentlicher Gliederung und gut lesbarer Schrift.Doch schon beim ersten Durchblättern traut man seinen Augen kaum: Die Original-Aquarelle von Johann Friedrich Naumann werden in einer unwürdigen Billigausgabe veröffentlicht. Der Text und ein paar wenige abgebildete Kupferstiche aus der 2. Auflage von 1820-1860 sind auf dem Werk angemessenen Papier gedruckt, aber die Tafeln der Original-Aquarelle, die als Vorlage zur 1. Auflage der Naturgeschichte dienten, wurden auf einer Art durchsichtigem Dünndruck-Papier (wobei die gegenüberliegenden Tafeln durchscheinen und selbst bei vorsichtigstem Umblättern sofort bleibende Knickspuren entstehen) reproduziert. Dadurch wird ein Hauptanliegen des Buches ad absurdum geführt: Es sollen dem Leser die wunderbaren Originale Naumanns näher gebracht werden. Doch bei dieser Reproduktionsqualität, bei der die Farben leblos und blass wirken, wird dieses Ziel weit verfehlt. Jeder bibliophile Auktionskatalog präsentiert sauber reproduzierte Bilder auf besserem Papier. Vor diesem Hintergrund erscheint der Preis von fast 80 Euro und die Ankündigung einer baldigen Erhöhung auf beinahe 100 Euro mehr als unverständlich.Die Behauptung, dass diese Naumann-Originale nun erstmals der Öffentlichkeit zugängig gemacht würden, ist unwahr. Es gab bereits diverse Veröffentlichungen, so auf den Titelseiten der ''Blätter aus dem Naumann-Museum'' oder z.B. auch als Postkarten.Auch beim Abfotografieren der Aquarelle ist nicht sauber gearbeitet worden. Man sieht fast immer die Wölbung der gebundenen Vorlage am linken Rand, oft ist aber auch die ganze Tafel leicht verzerrt abgebildet.Der Leser erfährt nichts zur Erscheinungsweise der Tafeln bzw. zur Bibliographie der Naturgeschichte. Bei den Abbildungen wird lediglich der deutsche Artname angeführt. Weitere Informationen sucht man vergeblich.Bei der Lektüre des Buches sind mir mehrere gravierende Mängel aufgefallen, die eine fachliche Kompetenz des Herausgebers in Frage stellen. So ist Naumann sicherlich für die Namensgebung von Sand- und Flussregenpfeifer verantwortlich, wohl aber kaum für ''Sand-, Fluß- und Regenpfeifer''.Geradezu unfassbar aber ist die Unfähigkeit, die sich bei der Zitierweise zum Herausgeber des sogenannten ''Neuen Naumann'' offenbart. Als Quelle wird auf Seite 46 in einer rudimentären Aufzählung von Einzeltiteln ''Carl Richard Hennicke, ...Gera 1897-1905'' aufgeführt. Daraus wird dann auf Seite 517 ''Carl H. Gericke in Gera'' und auf Seite 519 ''Carl H. Gericke, Jena, von 1897 bis 1903''. Der Mann hieß Carl Rudolf Hennicke, und das Werk erschien in Gera zwischen 1897 und 1905.Damit nicht genug, unterläuft Conradi ein weiterer Fauxpas. Er schreibt auf S. 19 ''Johann Friedrich hat sich und Gottfried Leberecht (wahrscheinlich auch Carl Andreas, aber das Bild ist nicht erhalten) im Alter von elf beziehungsweise dreizehn Jahren gezeichnet und auf einem Kupferstich verewigt''. Die von Conradi als vermisst bezeichnete Darstellung ist auf Seite 30 desselben Vorwortes abgebildet!Conradi schreibt weiter: ''Mit dem Vogelforscher Eugen Ferdinand von Homeyer, der sich mit der Vogelwelt Pommerns beschäftigte, tauschte er Briefe und Vogelbälge''. Tatsache ist, dass dies nicht nur mit Homeyer, sondern mit einem Großteil der Korrespondenten Naumanns geschah (vgl. hierzu Homeyer, E. F. v.: Ornithologische Briefe. Berlin 1881 und Baege, L.: Katalog der Naumann-Korrespondenz, Köthen 1984).Es wäre sicherlich auch hilfreich gewesen, wenn Conradi nicht ständig nur Vergleiche mit John Gould und John James Audubon herangezogen hätte, sondern wenigstens im Ansatz die anderen großen und hervorragenden Illustrationswerke der Naumannschen Zeit, wie z.B. das Prachtwerk von Johann Wolf und Bernhard Meyer oder die ''Teutsche Ornithologie'' der Gebrüder Susemihl, erwähnen würde.Im Zusammenhang mit der Standhaftigkeit, mit der sich Naumann führenden Systematikern seiner Epoche bei der Einführung neuer Vogelarten widersetzte, merkt Conradi an: ''Er machte natürlich ein paar Fehler, aber im Großen und Ganzen hat ihm die Geschichte Recht gegeben.'' Was für eine Untertreibung! Naumanns Geschick, bei der Aufspaltung von Arten nicht in zeitgemäße Hysterie zu verfallen, war geradezu prophetisch.Es sind nicht, wie Conradi schreibt, etwa 190 Folio-Kupfertafeln gedruckt erschienen, sondern genau 192. Conradis Etwa-Angabe hätte sich bei sorgfältigerer Recherche mühelos präzisieren lassen. Die Ursache solcher Ungenauigkeiten mag vielleicht darin begründet liegen, dass überhaupt kein Literaturverzeichnis vorhanden ist. Conradi nennt einzelne ältere Titel im Anschluss an das Vorwort (es sind genau sieben), bei denen aber Quellen, auf die das Vorwort direkt Bezug nimmt, fehlen.Der Herausgeber suggeriert dem Käufer eine völlige Neuentdeckung des Werkes von Naumann, so als wäre dieses seit über 100 Jahren verschollen und in Vergessenheit geraten. Conradi erwähnt dabei mit keinem Wort die über Jahrzehnte und bis heute gepflegte Naumannforschung in Deutschland, im Zuge derer mehrere internationale und nationale Naumann-Ehrungen stattfanden und entsprechende Veröffentlichungen (Tagungsbände und Sonderhefte in Zeitschriften) erschienen sind. Bei sachkundiger Recherche ließen sich schon allein an Sekundärliteratur über die Familie Naumann weit über 400 Titel aufführen.Conradi setzt offenbar auch fließende Kenntnisse der französischen Sprache voraus, so dass ein Zitat aus einer Korrespondenz von Coenraad Jacob Temminck mit Johann Friedrich Naumann unübersetzt bleibt.Nahezu peinlich sind die Anleihen beim derzeit gebräuchlichen Umgangsdeutsch. Die Postulierung Conradis, Carl Andreas Naumann sei ja vielleicht wirklich ''der beste Vogelbeobachter aller Zeiten'', mag dem Zeitgeist entsprechen, hat aber in einer seriösen Veröffentlichung nichts zu suchen. Zum einen hat der zitierte Eduard Baldamus das nicht so und in einem völlig anderen Kontext formuliert, zum anderen offenbaren solche stilistischen Armutszeugnisse einen oberflächlichen Umgang mit der deutschen Sprache.Fazit: Johann Friedrich Naumann: Die Vögel Mitteleuropas ist ein Buch für einen Kundenkreis, der noch nie mit dem Ornithologen und Künstler Naumann in Berührung kam und bereit ist, einen solch hohen Preis für ein wenig ansprechendes Werk in schlechter Qualität zu zahlen. Hier wurde ganz klar eine Chance vertan, einen an sich guten Grundgedanken professionell oder zumindest handwerklich solide umzusetzen.
10 von 11 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Nur für Menschen, die es unbedingt haben wollen.
Von Charlotte Elder
Ich kann mich hier nur Juergen Steudtner anschließen. Ich bin auch enttäuscht von der Qualität der Ausgabe. Nun die Fachkenntnisse, über die er verfügt, habe ich nicht, aber sein Wissen lässt das Werk in noch einem schlechteren Bild dastehen.Ich habe es auf Wunsch verschenkt und mir aus Neugier natürlich angesehen. Die Seiten sind sehr durchscheinend und nur ein Hauch von Papier. Das Besondere dieses Buches, die abgebildeten Aquarelle, wirken auf diesem Papier nicht. Ich finde auch, dass hier das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt. Zum Verliebten Blättern und Staunen taugen diese dünnen Seiten nicht, sie leiden viel zu sehr. Das wurde mir nun auch von Seiten der Beschenkten bestätigt. Wäre das Papier besser gewesen und dem Werk Naumanns gerecht geworden, wäre ein höherer Preis durchaus gerechtfertigt und es gebe mehr zufriedenere Kunden.Für die Idee, die dem Buch zu Grunde liegt, gibt es lediglich 2 Punkte.
23 von 34 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Prachtstück
Von lit-student
Ich glaube die vorhergehenden Rezensionen haben das Buch inhaltlich eingeführt und vieles erklärt. Besonderen Dank an den ersten Rezensenten, offenbar ein ausgezeichneter Kenner der Materie. Mit seiner Kritik mag er zum Teil Recht haben, doch eines verkennt er ganz deutlich. Es handelt sich hier nicht um Fachliteratur für die akademische Forschung über die Geschichte der deutschen Vogelkunde. Der Band richtet sich vielmehr an jeden, der ein schön und aufwendig gemachtes Buch noch schätzt und sich an liebevollen Natur-Illustrationen freut. Das ist natürlich keine Entschuldigung für inhaltliche Fehler, aber mit Spitzfindigkeit lässt sich einfach an jedem populär-wissenschaftlichem Werk herummäkeln. Zudem überwiegt bei diesem Band ganz einfach die prächtige Aufmachung. Die Tafeln sind nicht etwa auf billigem Dünndruck-Papier gedruckt! Das ist natürlich Absicht um die Drucke so originalgetreu wie möglich in Buchform zu präsentieren! Noch ein Wort zum Preis: Natürlich sind 80 oder gar 100 Euro viel Geld. Aber vergleichen Sie das doch mal mit den Preisen, die Sie für andere Dinge ausgeben! Bücher wie dieses bieten so viele Stunden Freude, wieder und wieder, es steht als Schatz im Bücherregal, lässt sich verleihen, verschenken, vererben. Für den Gegenwert finde ich es ausgesprochen günstig.Es dürfte deutlich geworden sien, dass es mir um den Haptischen, den Sinnlichen Aspekt dieses Buches geht. Was das angeht, ist es ein würdiger Vertreter der alten Buchkunst.
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