Produktinformation
- Amazon-Verkaufsrang: #3158506 in Bücher
- Veröffentlicht am: 1989-08
- Einband: Gebundene Ausgabe
- 419 Seiten
Kundenrezensionen
Hilfreichste Kundenrezensionen
12 von 12 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Erinnerung an Sonja Gerstner
Von Wolfgang V. Lüttichau
Ohne dieses von der Mutter nach dem Tod der Tochter zusammengestellte Buch wüßten wir überhaupt nichts mehr von Sonja Gerstner. Das Buch ist als eines der allerersten deutschen psychiatriekritischen Bücher (und das in der DDR!) ein Dokument der Psychiatriegeschichte, es ist aber auch ein ergreifendes Zeugnis des Versuchs einer Mutter, den Suizid der Tochter zu bewältigen, zu überleben, indem sie versucht, Zusammenhänge zu verstehen. Nachdem die Eltern rund zehn Jahre um die staatliche Genehmigung zur Veröffentlichung gekämpft hatten, wurde es zu einem der populärsten Bücher in der DDR und schon in den 80er Jahren in mehrere Sprachen übersetzt. Die Mutter/Autorin erhielt hunderte von Zuschriften, in der Wende-Zeit entstand ein Theaterstück (von Heike Schmidt) nach dem Buch; es wurde auf den Uckermärkischen Bühnen Schwedt uraufgeführt (Spielzeit 91/92).In späteren DDR-Auflagen von 'Flucht in die Wolken' konnten klammheimlich Passagen wieder integriert werden, die in den ersten Auflagen von der Zensur gestrichen worden waren. (Am meisten drin ist in der 5. Auflage 1987!) Alle DDR-Ausgaben enthalten Farbreproduktionen von Sonjas Gemälden und sind bis heute durch keine anderen Ausgaben zu ersetzen! - Es gab zu DDR-Zeiten eine westdeutsche Ausgabe bei S.Fischer (mit Vorwort von Margarete Mitscherlich), bei der die Gemälde zwar auch in Farbe enthalten sind,allerdings in separaten Abschnitten zusammengestellt (nicht so toll!).Man muß ja froh sein, daß nach der Wende noch eine Ausgabe herauskam, leider aber ist diese Ausgabe (des Morgenbuch Verlags) eine Zumutung! Die Gemälde sind nur in schwarzweiß enthalten, entgegen der Angabe "unveränderte Auflage" fehlt das zeitgeschichtlich wichtige Vorwort des DDR-Psychiaters Höck wie auch der Prolog.Sonja Gerstner (deren richtiger Name erstmalig im Zusammenhang mit Ausstellungen 2004 und 2005 in Leipzig publiziert werden konnte) hätte es verdient, wenn sie nicht vergessen werden würde. Ihre Gemälde befinden sich in der Prinzhorn-Sammlung der Universität Heidelberg, ihr Krankenhaustagebuch und andere Tagebücher und Briefe werden von der Familie bewahrt.
8 von 9 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Eine Mutter versucht das Unfaßbare zu verstehen
Von Ein Kunde
Was bringt ein junges Mädchen dazu, seinem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen? Was machte sie so hoffnungs- und hilflos, daß sie keine Perspektive für ihre Zukunft mehr sah? Hätte man sie retten und ihren Selbstmord verhindern können? ... Viele Fragen, die unbeantwortet bleiben müssen. Bei den Freunden und Verwandten bleibt ein Chaos aus Wut, Schmerz, Trauer und Selbstanklagen zurück.
Pony zeigte in ihrer Kindheit keine Auffälligkeiten, war unbeschwert und steckte Jeden mit ihrer Fröhlichkeit an. Mit der Pubertär und ihrer ersten Liebe, begann sich ihr Wesen zu verändern. Sie kam mit sich und ihrer Umwelt nicht mehr klar, und ist daran zerbrochen. Sie versuchte sich mit ihrer inneren Zerrissenheit auseinanderzusetzen und suchte verzweifelt nach einem Weg aus ihren Depressionen. Nach mehren Aufenthalten in der Psychiatrie sah sie schließlich keinen anderen Ausweg mehr als den Tod.
Ihre Mutter versucht das Unfaßbare zu verstehen. Sie hat die Tagebuchaufzeichnungen, Gedichte und Zeichnungen ihrer Tochter Pony in einem Buch veröffentlicht. Ergänzt mit eigenen Erinnerungen und Fotos wurde daraus die ergreifende Dokumentation einer Hilflosigkeit. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
13 von 16 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Fallstudie
Von Shutterfly
Pony - ein Mädchen, dessen richtigen Namen ihre Mutter verschweigt - wächst auf in einem behüteten Elternhaus. Geld scheint keine Rolle zu spielen, jedenfalls drängt sich mir der Eindruck als ehemaligem Ostberliner auf. Das Mädchen wurde von Kindheit an verwöhnt mit Westbesuch und/oder -paketen, mit Auslandsreisen (wohin man halt als Ostberliner so fahren durfte), mit Reit- und Ballettunterricht und allem möglichen Schnicknack, den eine Heranwachsende sich so wünscht, nur das wichtige Gespräch in der Familie bleibt aus. Dann lief etwas nicht nach Plan (die Mutter weiss bis heute nicht, was der Grund war) und Pony verfällt von einem Tag auf den anderen in einen Stupor - eine Bewegungs- und Sprachunfähigkeit, die sich erst nach einigen Tagen wieder gibt. Der Arzt bescheinigt Suizidgefahr. Von da an ist sie wie ausgewechselt, gebranntmarkt und die Familie alarmiert.
Dieses Buch ist der Versuch der Mutter sich der eigenen Hilflosigkeit zu stellen; welche Hilferufe und Alarmzeichen übersehen wurden, wo man hätte energischer sein müssen und wo man ihr mehr Freiraum hätte lassen können. Pony scheitert letztendlich an ihren eigenen, ins Unermessliche geschraubten Ansprüchen an sich selbst. Sie wollte dem Gefängnis entfliehen (sicher eine Anspielung an das Gefängnis DDR per se), sie wollte frei sein wie die Vögel in ihren (englischen) Gedichten. Sie wollte einen Freund, der sie liebte (ohne Sex zu haben) und sie wollte eine künstlerische Ausbildung machen, was freilich ohne Vitamin B in der DDR absolut nicht machbar war. Die Mutter versuchte alles, um Pony zu helfen (der Vater bleibt nur eine hilflose Randerscheinung), klapperte sämtliche Institutionen ab, die hätten weiterhelfen können, bis Pony endlich eine Ausbildung machen konnte. Aber das war nicht gut genug und so endet Pony's Leben an ihrem ersten Tag in Freiheit.
In der Tat versucht die Mutter eine Aufarbeitung der Geschehnisse. Da sind Tagebuch, Fotos, Gedichte, und vor allem Zeichnungen ihrer Tochter. Der Leidensweg, den Pony durchzumachen hatte, war entsetzlich. Dieses Buch ist vor allem auch eine Anklage an die engstirnige Gesellschaft, an Psychoterror, die im Gewand der Psychotherapie daherkommt. Ich kann nur hoffen, dass die Verhältnisse in der Psychiatrie sich grundlegend geändert haben.
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