Sunday, January 13, 2013

$! In der Strafkolonie.






Produktinformation

  • Veröffentlicht am: 1982
  • Einband: Gebundene Ausgabe

Kundenrezensionen

Hilfreichste Kundenrezensionen

5 von 5 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
5Meilenstein deutscher Erzählkunst
Von helmut seeger
"In der Strafkolonie" ist nicht nur Franz Kafkas gelungenste Erzählung, sondern neben Borcherts "Schischiphusch" auch die beeindruckendste deutsche Erzählung, die ich kenne - und das aus zwei Gründen:1. Vordergründig geht es um einen Reisenden, der in einer Strafkolonie ein Hinrichtungsverfahren "begutachten" soll, das mit einer speziell konstruierten Maschine durchgeführt wird.Kafkas Kunstgriff liegt darin, dass er dem Reisenden die Feinheiten der Maschine von einem Offizier anpreisen lässt, der von diesem Verfahren vollkommen überzeugt ist und den Akt des Folterns mit der gleichen Begeisterung schildert wie andere den Liebesakt und den Reisenden gewinnen will, das Verfahren beim Kommandanten zu befürworten.2. Der Reisende begutachtet das Verfahren im Auftrag des aktuellen Kommandanten, welcher ein Gegner der Folter ist, während der frühere Kommandant, dessen Geist noch über der Kolonie zu schweben scheint, ein vehementer Verfechter der härtesten und brutalsten Strafen gewesen war.Indem der Reisende sich am Ende des Vortrags gegen die Maschine ausspricht, entzieht er sozusagen die Existenzgrundlage des Offiziers und vertreibt den Geist des ehemaligen Kommandanten.Natürlich endet - wie alle großen Erzählungen Kafkas und das Leben selber - auch diese Geschichte tödlich und als der Reisende am Ende die Kolonie verlässt, hat diese kleine Erzählung den Eindruck vermittelt man hätte literarisch am Ende einer Epoche der Folter teilgehabt.Mehr kann Literatur nicht leisten.

6 von 7 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
5"Lasst den Menschen, wer immer er sei, nicht verkommen! (Kafka, Schloß-Nachlaß)
Von kpoac
"Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet." So beginnt die Geschichte des Josef K., dem von einer mysteriösen Behörde der Prozeß gemacht werden soll. Und je mehr er seine Unschuld verteidigen will, um so tiefer sinkt er ins Gestrüpp undurchschaubarer Gesetze und menschlicher Verwirrungen.Dieser Gedanke aus Kafkas Roman "Der Prozeß" zwingt nahezu zu Ende gedacht genau zu der Idee, die "In der Strafkolonie" vollendet wird. Beide Erzählungen entstammen dem gleichen Jahr (1914), beide bedingen sich in gewisser Weise und dort, wo das Gericht in einer sturen, mechanischen Art zum Prozeß und zur Verurteilung kommt, genau dort führt die Erzählung zum Aufblitzen des Technokratischen: "Es ist ein eigentümlicher Apparat". Mit dieser Feststellung führt der Offizier den Forschungsreisenden, eingeladen einer Exekution in der Strafkolonie beizuwohnen, in die detaillierte Beschreibung dieser Hinrichtungsmaschine ein."Apparat" als Begriff in seiner Doppeldeutigkeit konnte von Kafka (1883-1924) nicht besser verwendet werden, zeigt er hier wie dort (Der Prozeß) auf die Metamorphose vom Menschlichen zum Technischen, in beiden Erzählungen gelten Unkenntnis des Verurteilten zu seinen Vergehen, der rein rationalen, maschinellen, inhumanen Abfertigung zu einem Urteil und seiner Vollstreckung. Selbst die Vergehen sind nicht einmal zu benennen, denn "Die Schuld ist immer zweifellos". Gleichzeitig offenbart diese Sicherheit in Gesetzesfragen, dass niemand sich in das Gericht einzumischen hat, sogar, dass dieses Gericht ohne höhere Gerichte über sich von einer einzigen Person geleitet wird, die zugleich richtet und vollzieht. Das letzte, höchste und wenn man so will jüngste Gericht. Das, was der Mensch nicht kennt, was für unweigerlich und unabwendbar gilt und empfunden wird, was unbekannte Ursache und unbekannte Folge hat, das ist des Menschen Schicksal. Sein vorbestimmter Weg. Sein Leben, welches nur am Ende hoffend sicher ist. Und so ist in der Strafkolonie des Lebens der Tod Erlösung.Die Vollendung der Strafe dauert 12 Stunden, dem in Unkenntnis verurteilten, dem auch das Verbrechen nicht bekannt gegeben ist, wird von diesem besonderen Apparat das übertretenden Gebot als Stempel auf den Körper tätowiert. Um die sechste Stunde wird der Verurteilte dann still, eine Assoziation von Golgatha. "Verstand geht dem Blödsinnigsten auf" und der, dem Schicksal ein Kreuz ist, entziffert in den folgenden sechs Stunden die Strafe aus den Wunden. Ist die Botschaft geritzt, nimmt der Apparat den Verurteilten mit dem letzten Stich, spießt ihn auf und übergibt ihn der Grube. Im Tod wird er freigegeben. Weil die zweifellose Schuld sich im Tode erst erlöst.Der Reisende ist Zuschauer, Begutachter, gegen die Todesstrafe, weil "in europäischen Anschauungen befangen", aber eben auch hörig gegenüber den Kompetenzen. Einmischen gehört nicht zu den Gepflogenheiten und so duldet er im Stillen, wissend, dass unabhängig von ihm die Dinge ihren Lauf nehmen. Einmischung in eine Welt, in der er als Reisender zu Besuch ist, ist im nicht auferlegt. Auch hier zeigt Kafka seine kritische Haltung, vielleicht aus biographischer Sicht.Der Offizier, begeistert vom Apparat, von der Macht und getrieben vom toten "alten Kommandanten", der aber immer noch posthum als Geist leitend war. Ihm galt es zu folgen, immer - auch wenn der Offizier sich einzig mutig fühlte, dieses zu zeigen. "Dieses Verfahren [...] hat gegenwärtig keinen offenen Anhänger mehr. Ich bin der einzige Vertreter des Erbes des Kommandanten". So will er den Reisenden überreden, gegen den neuen Kommandanten zu sprechen und als dieser sein klares "Nein" zeigte, wandelt sich die Geschichte des Offiziers in die Notwendigkeit, den Verurteilten frei zu geben und das, was die Maschine bewirkt, sich selbst zu geben. "Sei gerecht" wird er sich selbst einstechen lassen und während der Prozedur zerbricht die Maschine, sie vollendet nicht die Tilgung der Schuld, sie schafft nicht mehr, den toten Offizier in die Grube zu werfen, nicht mehr, das Absolute im Tode zu erreichen. "Kein Zeichen der versprochenen Erlösung war zu entdecken". Dem zuvor Verurteilten bleibt ein lautloses Lachen, dem Offizier fehlt jede Mimik eines glücklichen Endes, dass er als verführtes Opfer sehnlich pries, als in eigener Entscheidung reales Opfer nicht erreichte.Mystisch wird Kafka in vielen Erzählungen. Auch hier lässt er den Reisenden zum Grab des alten Kommandanten gehen. Nicht auf dem Friedhof wurde der Frevler begraben, in einem Teehaus unter einem Tisch befand sich ein Grabstein. Die Prophezeiung sagt, der Kommandant würde wieder auferstehen, wo er jetzt doch mitten unter ihnen ist, und die Wiedereroberung der Kolonie betreiben. "Glaubet und wartet" ist die Inschrift des Grabsteins, die alle Umstehenden mit dem Reisenden gelesen haben. Und auch alle Leser dieser Erzählung. Der Reisende verließ die Kolonie allein, er hielt sogar die, die mitzugehen drohten vom Sprung ins Boot ab. Der Denkende ohne Handlungsbereitschaft und Glauben will mit denen, die handeln und glauben, nicht in einem Boot sitzen.Kafka der Zweifler, befindet sich hier inmitten derjenigen, die an Recht und Ordnung bis zur Selbstaufgabe glauben. Kafka, eben dieser Reisende, dem es hier gelang, in nicht unmittelbar religiöser Rede davon denkend zu sprechen, dass ein Leben ohne die Existenz Gottes, ohne Metaphysik nur ein vegetieren sei. "Dass der autonome Mensch, unfähig, Schatten zu werfen und Schatten zu tragen, konturenlos sei", wie Walter Jens mal schrieb.Kafkas Attribute und Fähigkeiten, die Rationalität des Irrationalen, die Selbstverständlichkeit des Paradoxen, die Alltäglichkeit der Metaphysik zu zeigen in einer wahrhaft besessenen Detail-Freudigkeit, kommen auch in dieser bravourösen Erzählung voll zu Geltung. Keiner außer ihm ist in der Lage, die Frage nach dem Menschen so nahe an den Rand der Antwort zu schieben.Von daher empfiehlt der Rezensent Kafka und eben diese Erzählung.##

2 von 2 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
4In der (ungerechten) Strafkolonie (der Grausamkeit)
Von Sagxulo
Im Mittelpunkt dieser Erzählung Kafkas, die an einem nicht näher bestimmten Ort in einer kargen Gegend außerhalb Europas spielt, steht eine Maschine, ein Folterinstrument, ein Tötungswerkzeug. Vorgestellt wird sie einem Forschungsreisenden von einem Offizier. Dieser erklärt ihm, das diese Bestrafungsmaschine von seinem alten Kommandanten erbaut worden sei. Dabei wird der Verurteilte in die Maschine eingespannt und mithilfe von Nadeln wird ihm sein Vergehen in den Körper geritzt, bis er verblutet ist. Seit jedoch der alte Kommandant gestorben und von einem neuen ersetzt worden ist, findet diese Hinrichtungsart immer weniger Anhänger. Als der Forschungsreisende dem Offizier zu verstehen gibt, dass auch er diese Bestrafungsmethode nicht billige, kommt es zum großen grausigen Finale.Diese Novelle ist eine typische Kafka-Novelle. Ein ungeheurer Sachverhalt wird dermaßen nüchtern und kalt beschrieben, als handele es sich um eine alltägliche Begebenheit. Besonders die Leidenschaft mit welcher der Offizier die Foltermaschine fast schon vergöttert, ist wirklich erschreckend. Genauso wie die Tatsache, das der Hinzurichtende kein gerechtes Gerichtsverfahren bekommt, sondern ohne sein Wissen zum Tode verurteilt wird.Das Typische für Kafkas Werke ist ihre schwierige Interpretierbarkeit. Auch ,,In der Strafkolonie'' finden sich mehrere Deutungsansätze und Themengebiete, wie beispielsweise Menschenrechte und Menschenrechtsverletzung, Todesstrafe, Folter, Dikatatur und möglicherweise tauchen vor den Augen des Lesers einige Szenen aus der NS-Zeit auf.Auf jeden Fall hat Franz Kafka mit dieser Erzählung wieder einmal ein Werk von erschreckender Grausamkeit und Wahrheit geschaffen, dass es verdient, gelesen zu werden, wobei sich Menschen mit schwachen Mägen allerdings vorsehen sollte.

All 9 Kundenrezensionen anzeigen ...


Kaufen In der Strafkolonie.

This Page is a participant in the Amazon Services LLC Associates Program, an affiliate advertising program designed to provide a means for sites to earn advertising fees by advertising and linking to Amazon.de
CERTAIN CONTENT THAT APPEARS ON THIS SITE COMES FROM AMAZON SERVICES LLC. THIS CONTENT IS PROVIDED "AS IS" AND IS SUBJECT TO CHANGE OR REMOVAL AT ANY TIME.

share this article to: Facebook Twitter Google+ Linkedin Technorati Digg
$! In der Strafkolonie. Reviewed by Lek on Sunday, January 13, 2013 Rating: 4.5

0 comments:

Post a Comment

Blog Archive